Die Große Pyramide

des Königs Cheops in Giza

Die Nebenpyramide

GI-d

Teil I

Blick von Osten auf die untersten Lagen der Nebenpyramide.
Im Hintergrund die Pyramide des Chephren.

Die Suche nach der Neben- oder Kultpyramide, bzw. nach dem sog. "Südgrab", des Cheops hat mehrere Thesen über deren Verbleib hervorgebracht, die hier wegen der geänderten Fundsituation nicht weiter besprochen werden sollen [ 1 ]. Dabei befand sich die Pyramide direkt an ihrem ordnungsgemäßen PLatz, nämlich unter der Straße, die von der Antikenbehörde nach den Grabungen Selim Hassans errichtet wurde [ 2 ]. Sie führte von Norden her direkt über das Basaltpflaster des Pyramidentempels und schließlich direkt über unsere Pyramide [ 3 ]. Erst 1991 begann die Antikenbehörde mit neuen Arbeiten in dem Areal an der Ostseite der Cheopspyramide. Dabei wurde die Straße schließlich wieder entfernt und bei dieser Gelegenheit wurde dann die Nebenpyramide samt dazugehörigem Pyramidion (1 Jahr später) entdeckt.

GI-d, die Nebenpyramide [ 4 ], liegt etwa 25,5 m von der Südostecke der Cheopspyramide entfernt [ 5 ]. Der Zustand dieser Pyramide ist erwartungsgemäß schlecht. Hawass fand über etwa 24 Quadratmeter verteilt Reste von feinem weißen Turakalkstein der Verkleidung, allerdings teilweise noch in situ, desweiteren größere Blöcke aus rohem Kalkstein und Schutt, aus dem das Kernmauerwerk der Pyramide bestand, und schließlich einen für Nebenpyramiden nicht unüblichen T-Unterbau - einen Absteigenden Gang mit querliegender Grabkammer. Über diesem T-Einschnitt fand sich bei den Grabungen kein einziger Stein mehr an Ort und Stelle. Vom Kernmauerwerk selbst war nicht mehr erhalten als unregelmäßige Reste, die sich U-förmig um den Unterbau herum gruppierten und nach Norden hin offen waren, und die nicht über zwei Lagen hinausreichten. Von der Nordseite her ist das Kernmauerwerk praktisch völlig abgetragen. Wesentlich besser ist die Situation beim Fundamentpflaster, von dem sich doch einige Blöcke noch in situ befanden. Zusammen mit einigen ebenfalls in situ befindlichen Verkleidungssteinen ließen sich die Basislinien und Böschungswinkel recht genau feststellen, was immerhin für eine Rekonstruktion des Oberbaus genügte.

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Befund von GI-d, hervorgehoben Absteigender Gang und Grabkammer, nach Hawass, Satellite Pyramid, p. 383, Fig. 4.Blick von Nord durch den Absteigenden Gang in die Grabkammer

Pyramidion von GI-dDie Seitenlänge der Pyramide, die an der östlichen Basislinie bestimmt werden konnte, beträgt 21,75 m, was etwas weniger als 41,5 Ellen ausmacht [ 6 ]. Durch den Fund eines großen Steins aus feinem Turakalk, der von der Spitze her die 3. Lage von oben bildete, und an dem 3 Seiten erhalten sind, kann der Winkel der Pyramide in diesem Bereich mit 52.40° bestimmt werden. Der Stein ist 2,7 m lang und 0,56 m dick. Die Seitenflächen der Pyramide waren wenigstens an dieser Stelle deutlich sichtbar konkav [ 7 ]. Ebenfalls konkav ist die Oberseite des Blockes, der in der nächsten oberen, also der vorletzten Lage, konvexe Stein aufnehmen sollte. Die Unterseite ist flach, sodaß man daraus schließen kann, daß die obersten drei Lagen - inklusive Pyramidion - nur aus Verkleidung bestehen. Dieses Pyramidion wurde ebenfalls gefunden. Es ist das zweitälteste Pyramidion Ägyptens (nach dem der Roten Pyramide von Dahschur.). Es besteht wiederum aus feinem Turaklakstein und weißt noch - wie der große Block - die natürlich Patina auf, die aus der Zeit stammt, als die Pyramide noch ungestört da stand (so, wie beispielsweise die Spitze der Chephrenpyramide). Auch hier ist die Unterseite konvex, um auf die konkave Form der unteren Lage aufzusetzen [ 8 ]. Dorner hat den Winkel des Pyramidions auf 51°45 bestimmt, obschon die Ecken an der Basis und die Spitze selbst verloren sind. Damit entspricht der tatsächliche Winkel sehr wahrscheinlich exakt dem der Cheopspyramide, nämlich 51°51', oder 28:22, 7:11 zwischen Höhe und Basis, oder altägyptisch ein seked von 5 Handbreit und 2 Finger. Damit hatte die Pyramide ursprünglich eine Höhe von 13,80 m.

Anmerkungen

[ 1 ] MR IV, 74, 172-174, Obs. 56; Brinks, Entwicklung der königlichen Grabanlagen, S. 121-124, Taf. V; Lehner, Pyramid Tomb of Hetep-heres, pp. 74-85.
[ 2 ] Hawass, Satellite Pyramid, p. 380.
[ 3 ] Ein Foto zum damaligen Verlauf dieser Straße bei Aldred, Egypt to the End of the Old Kingdom, p. 88, Fig. 81. Bei Westendorf, Das Alte Ägypten, S. 44, ist ein Foto zu sehen, das recht sicher vor der Verlegung der Straße aufgenommen wurde. An der Stelle der Nebenpyramide waren schon damals deutlich Strukturen zu sehen, von denen man sich nichts anderes denken kann, als daß sie zu dieser gehört haben müssen!
[ 4 ] G = Giza; I= Grabanlage des Cheops; d = Durchnummerierung der dazu gehörenden Pyramiden. Von G.A. Reisner eingeführte Zählweise auf dem Gizaplateau.
[ 5 ] Hawass, op.cit., p. 381.
[ 6 ] ibd., p. 385.
[ 7 ] vgl. die entsprechende Diskussion zur Roten Pyramide. Ein Exkurs ist in Vorbereitung.
[ 8 ] ibd., p. 386.

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