Buchbesprechungen

Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder. Mainz, 1991. Philipp von Zabern. 2. überarb. und erw. Auflage. Kulturgeschichte der antiken Welt, Bd. 30.

ISBN 3-8053-1142-7

Wissenschaftliche Bücher über den Gesamtkomplex "ägyptische Pyramiden" sind Mangelware. Man kann nur die Bücher von I.E.S. Edwards, Karlheinz Schüssler, Mark Lehner und Miroslav Verner anführen. Sie alle haben ihre Vor- und Nachteile. Edwards geht der Frage nach der Bedeutung der Pyramiden sehr weit nach, Schüssler bietet den besten Einstieg in die Materie, Lehner hat das am besten illustrierte Buch und Verner das aktuelleste mit viel Umfang und viel Sachkenntnis. Trotzdem würde ich das Buch von Stadelmann, obwohl es auch in der 3. Auflage nur den wissenschaftlichen Stand von 1991 berücksichtigt, vorziehen. Mit 78,-DM ist es daneben noch das teuerste unter diesen Büchern.

Trotz des nicht zu unterschätzenden Mangels an Aktualität, dieses Buch ist unter den genannten das einzige, das dem wissenschaftlichen Anspruch von Fußnoten gerecht wird (724 in der 2. Aufl.). Jede weitere Beschäftigung mit den Einzelfragen kann nur über weiterführende Literatur erfolgen, und deren Existenz läßt sich für den Hobbyägyptologen eben allein aus solchen Hinweisen erschließen. Damit ist aber nicht nur ein wesentlicher Punkt für dieses Buch genannt. Stadelmann bespricht viele einzelne Details der Pyramiden mit einem Aufwand, den man sonst oft gescheut hat. Das rührt natürlich auch daher, daß Stadelmann nicht umsonst als der Pyramidenspezialist gilt. Somit ist dieses Buch sehr wissenschaftlich geschrieben und daher für den Anfänger weniger gut geeignet (hier würde ich Schüssler oder Lehner empfehlen).

Der Druck entspricht der typischen Qualität, die man aus dem Hause Philipp von Zabern gewohnt ist. Auf dicht beschriebenen 313 Seiten finden sich 94 Abbildungen im Text, die durch weitere 88 Tafeln höchster Qualität aufgelockert werden. Aus dieser Sicht fehlt dem Buch eigentlich nur noch ein Index.

Der Inhalt erstreckt sich von den frühzeitlichen Grabanlagen in Abydos und Sakkara über die Pyramiden des Alten, Mittleren und Neuen Reiches bis zu den Pyramiden von Meroe. Damit ist das ganze Spektrum altägyptischer Pyramiden mit viel Detail und großem Fachwissen abgedeckt. Deshalb ist - wenn es um Pyramidenbücher geht - Stadelmann die erste Wahl. Es ist mehr als wünschenswert, daß dieses Buch durch eine neue Auflage auf die Höhe der Zeit gebracht wird. Dieses Problem kann man im Moment nur durch das Buch von Verner umgehen, der neben Stadelmann sicher der beste Kenner der Materie ist, aber nicht ganz so tief geht und der leider den Literaturnachweis über Fußnoten "vergessen" hat.

Rainer Stadelmann ist seit 1975 Professor für Ägyptologie in Heidelberg und war von 1989 bis 1999 erster Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo. Stadelmann war Teilnehmer an den ersten deutschen Grabungen nach dem 2. Weltkrieg (Abu Gurob, 1955) und hat wichtige Grabungen in Dahschur geleitet.

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