Die Große Pyramide
des Königs Cheops in Giza Felskern und Steinbrüche
I. Der Felskern
Der massive Felskern, über dem die Cheopspyramide errichtet wurde, ist bereits als Standortkriterium erwähnt worden. Seine exakte Form ist unbekannt, da er sich nur an fünf Stellen wirklich sicher nachweisen läßt. Diese Stellen sind [ 1 ]:
Aus diesen Feststellungen läßt sich schließen, daß der Felskern einen erheblichen Teil der Gesamtfläche der Pyramide einnimmt, vielleicht nur geringfügig weniger als die Gesamtfläche der Cheopspyramide. Der Kern dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit in Terrassen abgearbeitet worden sein, wobei Fissuren im gewachsenen Felsen mit besserem Kalkstein ausgebessert wurden [ 3 ]. Eine sichere Schlußfolgerung aus der Existenz dieses Kerns ist aber in jedem Fall, daß die Pyramide von Anfang an in der bestehenden Größe geplant worden sein muß [ 4 ]. Stadelmann weist daraufhin, daß der Felskern am Grabräubertunnel noch weit vom Zentrum der Pyramide entfernt ist und so mit einem weiteren Anstieg in dieser Richtung zu rechnen sei, der eventuell bis direkt unter die Königinnenkammer reicht, also in eine Höhe von rund 20 m [ 5 ]! Diese Möglichkeit, die sicher besteht, würde eine Ersparnis an Baumaterial von ca. 25% mit sich bringen [ 6 ]. Aber selbst damit ist der Standortvorteil noch nicht ausreichend umrissen. Wenn man davon ausgeht, daß der Kern, besonders an den Seiten und Ecken, an denen er nachweisbar ist, deutlich über die Begrenzung der Pyramide hinausreichte, was zwangsläufig der Fall sein mußte, weil er dort noch relativ hoch ansteht, dann lag der Steinbruch für einen weiteren erheblichen Teil des Kernmauerwerks direkt an der Pyramide selbst. Diese sicherlich nicht geringe Menge konnte in einem Arbeitsgang bei der Nivellierung des Geländes gewonnen und fast ohne Transportaufwand umgehend in das Kernmauerwerk der Pyramide eingefügt werden [ 7 ]. Die Einsparung könnte also unter gewissen Voraussetzungen und unter diesem Gesichtspunkt deutlich über 25% liegen und die größte Pyramide und das oft gepriesene Wunder ihrer Errichtung damit erheblich "entzaubern"! Da aber neben diesen fünf Punkten Form und Ausmaße des Felskerns rein hypothetisch sind, und da er weiterhin kaum regelmäßig verlaufen wird, ist jede Rechnung mit Zahlen nicht sehr sinnvoll. Dementsprechend werden auch weit geringere Einsparnisse im Verhältnis zum Gesamtvolumen angegeben [ 8 ]. II. Die Steinbrüche
Neben dem direkt anstehenden Plateau, dessen Material also sicher in den Pyramiden verwendet wurde, existieren natürlich weit größere Steinbrüche. Westlich der Cheopspyramide existiert jedoch keiner, der für die Errichtung der Cheopspyramide in Frage käme [ 9 ]. Dazu kann der Baubeginn des Westfriedhofs auf das Jahr 5 in Cheops' Regierung datiert werden [ 10 ]. Gleiches gilt für die Ostseite, an der das Jahr 15 nachgewiesen ist [ 11 ]. Dort ist auch - wie es besprochen wurde - viel eher eine Art Baubüro anzunehmen. Rampen bzw. Transportstraßen [ 12 ] aus diesen Richtungen sind daher praktisch aus mehreren Gründen ausgeschlossen. Auch an der durch den nahen Abfall des Plateaus abgegrenzten Nordseite ist kein Steinbruch auszumachen [ 13 ].
Die Quintessenz dieser Feststellungen führt unweigerlich zu den gewaltigen Steinbrüchen 300 bis 600 m südlich der Cheopspyramide [ 14 ]. Über die exakte Ausdehnung des Cheopssteinbruches gibt es allerdings unterschiedliche Auffassungen und einige Schwierigkeiten, da sowohl Cheops als auch Chephren nachweislich in den selben Steinbrüchen tätig waren [ 15 ]. Lehner gibt die ostwestliche Ausdehnung mit etwa 230 m, die norsüdliche mit mindestens 400 m an, wobei die maximale Tiefe in der Mitte des sog. "Central Field" 30 m beträgt [ 16 ]. Aus diesen Angaben hat Lehner mit Hinweis auf die Unzulänglichkeiten ein Volumen von 2.760.000 m3 errechnet und mit dem von Stadelmann bestimmten Wert 2.590.000 m3 in Beziehung gesetzt [ 17 ]. Bestätigt wird die Zuweisung des Steinbruchs an Cheops durch die geochemische Analyse von Proben des Steinbruchs westlich des Chentkaus-Grabmals, welches selbst im Kern aus einem stehengelassenen Sockel im Steinbruch besteht [ 18 ]. In der Nordwestecke und im Süden des großen Steinbruchs, direkt südlich des Chephren-Aufwegs, befinden sich Felsgräber aus der Zeit des Chephren [ 19 ]. Da man nicht annehmen kann, daß Felsgräber in einem in Arbeit befindlichen Steinbruch eingebracht wurden, ist es wahrscheinlich, daß dieses Gebiet von Cheops ausgebeutet wurde. Nachweislich wurde der Steinbruch südlich des Aufwegs der Cheopspyramide für das Kernmauerwerk verwendet [ 20 ]. Der Steinbruch setzt bald südlich des Cheopsaufwegs direkt am Steilhang an und führt über diesen nach Süden herunter bis fast zum Sphinx. Dieses Material kann unmöglich über die Ostseite herangebracht worden sein (s.o./u.) [ 21 ].
Da das Central Field nun nachweislich auch von Chephren ausgebeutet wurde, und das dortige Volumen für die Cheopspyramide nicht ausreicht, wird man wohl zwangsläufig davon ausgehen müssen, daß der GIS-Steinbruch zu wesentlichen Teilen von Cheops ausgebeutet wurde, und schließlich kann das nichts anderes bedeuten, als daß die Sphinxformation von Cheops belassen wurde. Die Verkleidung der Pyramide sowie Teile des Kernmauerwerks sind mit dem qualitativ weit besseren Kalkstein aus Mokattam vom Ostufer ausgeführt [ 29 ]. Ob auch Steine vom Steinbruch in Tura, südlich von Kairo, in der Cheopspyramide Verwendung fanden, ist nicht gesichert, obschon der Turasteinbruch im Alten Reich intensiv ausgebeutet wurde. Jedoch kam bei der Besetzung des Steinbruchs durch das Militär 1942 ein Block zutage, der in der Größe gearbeitet war, wie er in den Pyramiden Verwendung fand. Er war noch auf einen Holzschlitten montiert [ 30 ]! Eine Analyse von Rosemarie und Dietrich Klemm erbrachte, daß einzelne Steine aus den Pyramiden von Giza teilweise aus Brüchen stammen, die über ganz Ägypten verstreut sind [ 31 ]. Der verwendete Rosengranit in den Entlastungskammern stammt selbstverständlich aus den Brüchen bei Assuan [ 32 ]. Der Basalt des Pflasters im Pyramidentempel stammt mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem Fayum [ 33 ].
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