Buchbesprechungen

Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten. München 2001. C.H. Beck.

ISBN 3-406-46570-6

Das neueste Werk von Assmann ist einmal mehr ein unbedingtes Muß für jeden Interessierten der altägyptischen Kultur. Zunächst einmal schon aufgrund der schlichten Tatsache, daß er sich eines Themas angenommen hat, das seit Jahrzehnten nicht mehr umfassend in einer Gesamtschau dargestellt wurde. Letztmals hatte sich Hermann Kees diesem Thema 1926/1956 verpflichtet gefühlt! Weiterhin ist die gewaltige Sammlung an Quellenmaterial aus altägyptischen Totentexten, die von den Pyramidentexten bis zu Texten der Spätzeit reichen, allein schon den Preis des gewaltigen Buches wert. Und schließlich stammt das Buch aus berufener Feder und bietet Einblicke in die Thematik, die bisher wohl nicht erreicht wurden - sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Von einem Meilenstein und einem künftigen Standardwerk zu sprechen, dürfte schwerlich eine Übertreibung sein.

Assmann beginnt seine Besprechung mit einer einleitenden Einführung, um im folgenden I. Teil neun ägyptische "Todesbilder" zu analysieren. Diese Bilder charakterisieren das Wesen des altägyptischen Totenglaubens vollständig in äußerst anschaulicher Weise. Hier findet man z.B. auch die Besprechungen zum Ka, zum Ba, zum Ach, etc., sowie den Osirismythos. Assmanns Todesbilder überzeugen durchgehend und bieten Einblicke in das altägyptische Denken, wie man sie bisher nicht kannte. Der II. Teil bespricht die Riten und Rezitationen. Beginnend mit den Pyramidentexten des Alten Reiches spannt Assmann einen Bogen über die Sargtexte und Stundenwachen bis zu spätzeitlichen Texten. Eine eingehendere Analyse des Materials und reichlicheres Quellenmaterial gibt es nicht! Themen des II. Teils sind dabei z.B. das Ritual der Mundöffnung, die Speisetischszenen oder die Betrachtung des Grabes als Wohnhaus.

Man wird auf den ersten Blick praktisch keinen Punkt finden können, der nicht ausgiebig besprochen worden wäre. Sowohl die Aspekte des königlichen als auch des privaten Totenkults sind erläutert, wobei der königliche ein wenig ins Hintertreffen geraten ist. Auch die Einbeziehung der Architektur kommt im königlichen Bereich nur geringfügig über die Wiedergabe bekannter Anschauungen hinaus, wobei gerade hier keine Auseinandersetzung mit dem Material stattfindet (was sehr bedauerlich ist). Man wird allerdings zugeben müssen, daß dies den Rahmen des Buches ganz sicher gesprengt hätte - wenn das ohnehin nicht schon passiert ist. Auf immerhin 624 Seiten wird das Material ausgebreitet, das von 66 Abbildungen im Text begleitet wird. 78,50 DM ist der übliche Preis. Eine Taschenbuchausgabe wird es mit großer Wahrscheinlichkeit geben.

Jan Assmann ist Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg, Spezialist für altägyptische Religion und Autor zahlreicher bedeutender Bücher und Aufsätze zu diesem Gebiet. Er ist Gastprofessor an mehreren ausländischen Universitäten und leitet seit 1978 das Theben-Projekt. 1998 wurde er mit dem Deutschen Historikerpreis ausgezeichnet.

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